Bericht aus der Zeitung „Sonntag“ – von Sandro Brotz und Beat Kraushaar
Der Islamische Zentralrat (IZRS) bestreitet Kontakte zum 19-jährigen Gymnasiasten Majd N.* aus Biel, der in Kenia verhaftet wurde. „Wir kennen ihn nicht“, sagt Generalsekretär Naim Cherni zum „Sonntag“. Er muss jedoch einräumen, dass weder interne Abklärungen getroffen noch die Mitgliederliste überprüft wurden. „Ich wüsste nicht, warum wir das tun sollten“, fügt er schnippisch hinzu.
Gymnasiast N. wird verdächtigt, sich der islamistischen Jugendbewegung al-Shabaab in Somalia angeschlossen zu haben. IZRS-Generalsekretär Cherni verharmlost den Terrorverdacht: „Was Leute in ihrer Freizeit machen, ist ihr Problem“. Der umstrittene Zentralrat und sein Präsident Nicolas Blancho steuern ihre undurchsichtigen Aktivitäten von Biel aus. Der festgenommene Gymnasiast besuchte dort auch eine Moschee.
Muslime in Biel sorgten wiederholt für Schlagzeilen. So unter anderem mit Videos, in denen zu Terror aufgerufen wurde. Ein Tunesier aus der Region Biel hatte sich zudem der al-Kaida im Irak angeschlossen und wurde von US-Soldaten getötet. Gar bei IZRS-Präsident Blancho wohnhaft war ein junger Alevit, der nach Aussagen seiner Vaters in einem Terrorcamp in Ägypten ausgebildet wurde. Blancho äusserte sich nicht dazu.
Die kenianischen Behörden gehen davon aus, dass der Bieler Gymnasiast auch Kontakte zum gesuchten deutschen Terrorverdächtigen Ahmed Khaled Müller hat. Dieser soll illegal nach Somalia eingereist sein – um die Shabaab-Milizen bei Anschlägen zu unterstützen. Die Gotteskrieger stehen der al-Kaida nahe. Laut dem Lagebericht 2012 des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) sind mehrere Personen mit früherem Wohnsitz in der Schweiz bekannt, „die sich zum Zweck der Teilnahme an Kampfhandlungen in Somalia aufhielten“.
Die Organisation hat schon mehrere europäische Touristen in Kenia entführt und nach Somalia verschleppt. In einem wirren Telefongespräch mit dem „Blick“ erklärte N., er sei selber auch entführt und freigelassen worden: „Sie haben irgendwann bemerkt, dass es nichts bringt.“ Kenia ist vermehrt ein Ziel für Terroranschläge von Islamisten geworden, seit Nairobi Tausende Soldaten in das Nachbarland Somalia geschickt hat, um die al-Shabaab zu bekämpfen.
* Name der Redaktion bekannt