Regiotram fährt Zusatzschlaufe

Um knapp zwei Jahre wird sich das Regiotram verzögern. Frühstens 2022 wird das erste Tram durch die Stadt fahren. Für die Verantwortlichen überwiegen die Vorteile der Verschiebung.

(fm) Das Regiotram wird mindestens zwei Jahre später gebaut als geplant. Das teilte gestern die Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE) des Kantons Bern mit. Dies, weil sich die Abstimmungen in Biel und Nidau zum Bauprojektierungskredit von 2013 auf 2014 verschieben werden. Als Begründung gibt die BVE an, dass im Zusammenhang mit der A5-Umfahrung und den geplanten flankierenden Massnahmen weitere Abklärungen getroffen werden müssten. Die Verschiebung trägt auch der angespannten finanziellen Situation der Stadt Biel und des Kantons Rechnung. Baubeginn wäre somit 2018.
Alle am Regiotram beteiligten Instanzen betonen jedoch, dass man ungebrochen am Projekt fest halte. Die Gegner wittern allerdings bereits Morgenluft.

«Wir wollen das Tram»

Die Verschiebung sei für sie in erster Linie eine Chance, betont Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (SP). «Das gibt uns und den beteiligten Gemeinden zusätzliche Zeit, die Bevölkerung aufzuklären und vom Sinn des Projektes zu überzeugen.» Die Regierungsrätin hält aber fest, dass das Regiotram in keinster Weise in Frage gestellt sei. «Wir wollen das Tram. Es ist das wichtigste Agglomerationsprojekt im Raum Biel für die nächsten Jahre.»

Dass die Verzögerung direkt den Gegnern in die Hände spielt, davon will sie indes nichts wissen. Die Situation habe den Entscheid nötig gemacht. So nehme in Biel ab Januar ein neuer Gemeinderat die Arbeit auf und in Nidau stünden 2013 Wahlen an: «Wir wollen den beiden Städten mehr Zeit geben, um die Abstimmungen zum Regiotram seriös vorbereiten zu können.» Egger-Jenzer betont denn auch die Wichtigkeit einer fundierten Planung, damit die Bevölkerung ja sagen wird.

Sicher nicht ja sagen wird die SVP, die im Komitee «Stop Regiotram» Wortführerin ist und den aktuellen Entscheid als Eingeständnis des Scheiterns wertet. So zumindest sieht es Sandra Schneider von der Jungen SVP Seeland. Der Kanton, Biel und Nidau sollten sich auf die A5-Umfahrung und Biel insbesondere auf die Stadien konzentrieren – und nicht ein überteuertes Prestige-Projekt vorantreiben, ist sie überzeugt. Und man wolle sich während dieser «Zwangspause» weiterhin gegen das Tram-Projekt engagieren.

Kosten sparen

Biels Stadtpräsident Erich Fehr (SP) fürchtet sich in keiner Weise vor den Argumenten der Gegnerschaft: «Die Behauptung, das Tram sei für Biel zu teuer ist immer noch falsch.» Mit der Verschiebung um zwei Jahre könne man sogar Kosten einsparen. Denn so könne man bei Baubeginn der flankierenden Massnahmen zur A5 parallel mit dem Regiotram beginnen und Synergien nutzen, so Fehr. Das spare nicht nur Geld, sondern verringere auch die Belastung der Bevölkerung – und erhöhe nicht zu Letzt die Akzeptanz des ganzen Projekts.

Unglücklich mit dem Verschieben der Abstimmungen ist hingegen Nidaus Stadtpräsident Adrian Kneubühler (FDP). Er hätte die Abstimmung im Stedtli gerne 2013 durchführen lassen um endlich Klarheit zu schaffen. Aber er sehe ein, dass es keinen Sinn mache, in Nidau eine Abstimmung zum Regiotram abzuhalten, während auf Ebene Kanton noch kein definitiver Entscheid zur Finanzierung gefallen sei. Er wolle nun die Zeit nutzen um die Bevölkerung im Rahmen der Ortsplanung über die Notwendigkeit des Trams zu informieren, so Kneubühler. Und davon sei er weiterhin felsenfest überzeugt: «Wenn ich den Stau im Stedtli sehe, frage ich mich schon, wie wir Nidau sonst vom Durchgangsverkehr entlastet sollen.» Der Porttunnell und die flankierenden Massnahmen zum Westast der A5 könnten dies alleine nicht schaffen, sagt er.

Rahmenbedingungen stehen

An den Rahmenbedingungen des Regiotrams werde sich nichts ändern, bestätigt Regierungsrätin Egger-Jenzer (siehe Infobox). «Der finanzielle Rahmen steht.» Und trotz der zweijährigen Verzögerung sei der Bundesbeitrag sicher, fügt sie an. «Die Bedingungen für eine Mitfinanzierung aus dem Infrastrukturfonds sind nach wie vor erfüllt.» Die Verzögerung koste im Übrigen keinen Rappen, denn die Planungsarbeiten seien ja momentan gestoppt, ergänzt Kneubühler.

Im Vorprojekt von 2011 ist angedacht, dass das Tram auf einer Gesamtlänge von 27 Kilometern 32 Haltestellen im 7,5-Minuten-Takt anfahren wird (Das BT berichtet mehrmals). 16 Haltestellen bestehen bereits. Eine Strecke von 6,8 Kilometern führt durch die Stadt Biel und müsste noch gebaut werden. In Nidau wird die Tramspur nicht durchs Stedtli führen. Die restliche Strecke besteht und ist Bestandteil des BTI-Trasses.

Das neue Programm

Am 14. Dezember 2011 stellte Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer in Biel das Vorprojekt zum Regiotram vor. Dieses enthielt die weiterhin gültigen Eckdaten, die folgend um zwei Jahre angepasst wurden:

  • 2014/17: Abstimmungen in Biel und Nidau zu Krediten.
  • Bis 2017: Erarbeitung Bauprojekt, falls Volk Ja sagt zu den Krediten.
  • Anfangs 2018: Baubeginn.
  • 2022: Inbetriebnahme.

Quelle: Bieler Tagblatt

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