Verkehrsschikanierende Massnahmen

Jahnzehnte dauerte die Planung und weitere Jahre die Bauzeit. Gross war die Freude in der Region Biel, als im Herbst 2017 endlich der A5-Ostast eröffnet und die Autobahnrouten Bern-Solothurn-Berner Jura miteinander verbunden wurden. Sowohl die Stadt als auch die Agglomeration werden seitdem vom Durchgangsverkehr spürbar entlastet. Besonders die betroffenen Anwohner in der Stadt Biel konnten nun endlich aufatmen.

Die Freude währte allerdings nur kurz. In einem Rekordtempo setzte die Stadt Biel « verkehrsflankierende » Massnahmen (vfM) um, welche den Stau wieder in die Zukunftsstadt zurückbrachte. Ein besonderes Ärgernis ist die Situation an der Bahnunterführung zwischen der Madretsch- und Mettstrasse. Konnte diese bislang von beiden Seiten gleichzeitig passiert werden, ist dies heute nicht mehr möglich. Die Fahrspur wurde künstlich verengt und zu einer wechselseitigen Einbahnstrasse degradiert. Eine eigens installierte Ampelanlage gibt nun den Takt vor, wer von welcher Seite den Vortritt geniesst. Von Seiten der Stadtplaner wird die erhöhte Sicherheit für Velofahrer hervorgehoben, welche weiterhin von beiden Seiten gleichzeitig durch die Bahnunterführung hindurch fahren dürfen. Beinaheunfälle und zahlreiche brenzlige Situationen haben dieses Argument hingegen bereits wenige Tage später Lügen gestraft.

Erhöht haben sich seither einzig die Wartezeiten für Autofahrer. Darunter leiden in erster Linie die betroffenen Anwohner an dieser für die Stadt wichtigen Verkehrsachse, welche nun wieder unter Lärm, Abgasen und Stau leiden. Betroffen sind aber auch Handwerker, welche für die gleichen Wegstrecken nun 15 bis 20 Minuten mehr Zeit einrechnen müssen – «stop and go» statt freie Fahrt dank grünen Verkehrsplanern.

Diese sehen die Problematik hingegen nicht. Schliesslich könne man doch nun auf der Autobahn-Umfahrung von A nach B fahren. Dass dieser Umweg wiederum mit längeren Wegstrecken und mit grösserem Zeitbedarf verbunden ist, kommt ihnen nicht in den Sinn. Zumal es auch schlicht nicht zweckmässig ist, wenn ein Taxifahrer für eine innerstädtische Fahrt nun den grossen Umweg über die Autobahn nehmen soll.

Im Bieler Stadtparlament habe ich einen Vorstoss eingereicht, welche diesen Verkehrspunkt mit einem separaten Durchgangstunnel für den Velo- und Fussverkehr lösen soll. Bereits in den 1980er-Jahren ist ein gleichlautender Vorstoss vom Parlament einstimmig angenommen worden. Geschehen ist seitdem aber nichts!

Umso rascher sollen heute hingegen die übrigen vfM umgesetzt werden. So wollte der linksdominierte Gemeinderat die Bermenstrasse zu einer Einbahnstrasse umfunktionieren. Ansässige Gewerbebetriebe und die Besucher des Linde-Spitals sollen nach dem Willen der Planer den längeren Umweg durch die Stadt machen, um an ihr Ziel zu kommen. Wie dadurch ein verkehrs-, geschweige denn umweltpolitischer Mehrwert geschaffen werden soll, bleibt ein Geheimnis der Verkehrsplaner. Die Anwohnerschaft der Bermenstrasse liess sich hingegen nicht unterkriegen und klagte. Mittlerweile hat der Regierungsstatthalter entschieden, dass der vom Gemeinderat erlassene Entzug der aufschiebenden Wirkung bei Einsprachen nichtig ist. Bereits montierte Schilder, welche das neue Verkehrsregime hätten signalisieren sollen, mussten unterdessen wieder demontiert werden.

Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass die in Biel geplanten vfM dermassen übers Ziel hinausschiessen. Sowohl die für den Verkehr zuständige Gemeinderätin als auch der ihr unterstellte Verkehrsplaner sind beide passionierte Velofahrer. Die vfM sollen allesamt so rasch als möglich durchgeboxt werden, egal, ob die Massnahmen verkehrstechnisch sinn- und massvoll sind.

Was hingegen mehrere Monate Wartezeit in Anspruch nahm: Bei der Eröffnung des A5-Ostasts gingen die Verkehrsschilder zu den neuen Autobahn-Einfahrten «vergessen», womit Ortsunkundige weiterhin quer durch die Stadt gelotst wurden anstatt auf dem schnellsten Weg zur Autobahn. Ein Schelm, wer hier nicht an einen Schildbürgerstreich denkt.

Dieser Artikel erschien im Bulletin der Berner ACS-Sektion – www.acs-bern.ch

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