Bieler Stadtrat «von links bis rechts empört» über Bakom-Entscheid zu «Telebielingue»

Bieler Stadtrat «von links bis rechts empört» über Bakom-Entseheid zu «Telebielingue» Stadtrat Andreas Sutter (FDP) wählte deutliche Worte, um den Entscheid des Bundesamts für Kommunikation zu beurteilen, «Telebielingue» die Konzession nicht mehr zu verleihen: «Der Bieler Stadtrat, von links bis rechts, deutsch, französisch oder anders sprechend, aber alle mindestens bilingue, ist empört über den unbegreiflichen Bundesrats-Entscheid.» Die fehlenden 3,6 Millionen Franken würden der fragilen Medienlandschaft des Seelandes und des Berner Juras bitter fehlen. Mohammed Hamdaoui (Mitte) meinte, dass das Bild doch etwas differenzierter zu zeichnen sei. An sich sei ein Pluralismus von Medien wünschenswert: «In der Schweiz sieht man Monopole aufziehen, die die mediale Diversität verarmen, und das wiederum verarmt die Demokratie – ein reelles Risiko auch in unserer Region.» Dennoch bedauere er, dass «Telebielingue» die Konzession verloren habe.

Er sieht darin insbesondere auch ein Versagen des politischen Lobbyings, erschwert durch das Bieler Doppelmandatsverbot. Etwas, das sich Biel aus prinzipiellen Gründen selbst verbiete. Stadtpräsident Erich Fehr (SP) griff das auf und gab zum Ausdruck, dass ihm diese Kritik am Doppelmandatsverbot zwar sympathisch sei. Weil aber hier ein «technisches Ausschreibungsverfahren» abgelaufen sei, dürfte das Lobbying nichts genützt haben, jedenfalls an der Oberfläche. Und doch: «Es dürfte lobbyiert worden sein, nur nicht öffentlich.

» Ein möglicher Verlust von «Telebielingue » würde über die Medienfrage hinausgehen, führte der Stadtpräsident an der Stadtratssitzung weiter aus. «Wenn es immer weniger Angebote gibt, die beide Sprachgruppen mit denselben Informationen versorgen, führt das mehr zu einem nebeneinander als einem miteinander.» Das sei auch mit Blick auf die Solidarität im nördlichen Teil des Kantons wichtig, die im Unterschied zum südlichen Teil zu wenig ausgeprägt sei. «Ich finde es wichtig, dass Leute in Aarberg wissen, was in St.-Imier läuft, und dass Menschen in Tramelan wissen, was in Büren läuft.

» Anders bewertete Sandra Schneider (SVP) den Bakom-Entscheid. Die Konzessionsvergabe an «Canal B» sei auch eine Chance, die Medienvielfalt zu stärken, die « Situation in Biel mit neuen Augen zu betrachten». «Canal B» wünsche sie viel Erfolg in der weltoffenen Stadt, die Biel sei. Und «Telebielingue» danke sie, dass sie weitermachen wollten. Schneider schloss damit, dass die politischen Mittel nun ausgeschöpft seien: «Da es sich beim Bakom-Entscheid um einen rein rechtlichen Entscheid handelt, sind politische Massnahmen weder opportun noch zielführend.

Quelle: jl/Bieler Tagblatt

Fraktionserklärung zum Konzessionsverlust von TeleBielingue

Der BAKOM-Entscheid zur Konzessionsvergabe an Canal B anstelle des bisherigen Anbieters TeleBielingue ist für letztere vor allem aus finanziellen Gründen markant. Denn mit der Konzession erhalten Radio- und TV-Stationen Zugang zu den Mitteln des SERAFE-Gebührentopfes. Ein Wegfall dieser Mittel zwingt TeleBielingue zu einem völlig neuen Betriebs-Konzept.

Die Fraktion SVP/Die Eidgenossen kann nachvollziehen, dass die Veränderungen als Risiko gesehen werden, insbesondere mit Blick auf die Zweisprachigkeit. Canal B hat hierzu ein Konzept vorgelegt, das vom BAKOM als besser eingestuft wurde als das vom bisherigen Konzessionsnehmer. Canal B wird in der Pflicht sein, diesen Anforderungen zu entsprechen.

Unsere Fraktion sieht aber weniger Gefahren als viel mehr Chancen: Mit Canal B erscheint ein neuer Anbieter auf dem Platz, womit die Medienvielfalt gestärkt wird. Ebenso dürfen wir erfreulicherweise feststellen, dass nun ein Medienunternehmen aus der Romandie in die Deutschschweiz vordringt – bislang war es oft umgekehrt und nicht immer nur mit positiven Folgen für den lokalen Journalismus.

Die Stadt Biel und unsere Region kann von mehr Wettbewerb nur profitieren. Ein Player von aussen wird die Situation mit neuen Augen betrachten und hoffentlich auch frischen Wind einbringen. Dem neuen Medienunternehmen mit Wurzeln in Neuenburg wünschen wir viel Erfolg in unserer aufgeschlossenen und weltoffenen Stadt.

Der Leitung und dem Team von TeleBielingue danken wir, dass sie sich dieser Herausforderung stellen und weitermachen wollen, auch dann, sollte der Rekurs gegen den BAKOM-Entscheid nicht erfolgreich ausfallen. Da es sich beim BAKOM-Entscheid um eine rein rechtliche Angelegenheit handelt, sind politische Massnahmen weder opportun noch zielführend. Einziges Ziel der Politik soll und darf es sein, Medienvielfalt zu ermöglichen, die freie Presse zu schützen und die offene Meinungsäusserung zu verteidigen.

Für die Fraktion SVP/Die Eidgenossen:
Stadträtin Sandra Schneider, Fraktionspräsidentin

Interdiction de la mendicité: le Gouvernement favorable

Trente-trois ans après avoir abrogé l’interdiction de la mendicité sur son territoire, le canton de Berne pourrait revenir en arrière. En réponse à une motion de la députée UDC de Bienne Sandra Schneider, le Gouvernement bernois se dit en effet prêt à réintroduire une telle interdiction. C’est le Grand Conseil qui aura le dernier mot ce printemps. Mais quoi qu’il advienne, il ne sera pas possible d’édicter une interdiction générale de la mendicité sur l’intégralité du territoire cantonal, puisque ce serait contraire aux jurisprudences du Tribunal fédéral et de la Cour européenne des droits de l’Homme, prévient le Conseil-exécutif.

Respecter la liberté individuelle Selon le Tribunal fédéral en effet, mendier constitue un volet de la liberté personnelle et; partant, un droit fondamental. La Cour européenne des droits de l’homme a quant à elle épinglé le canton de Genève, dont l’interdiction générale de la mendicité «enfreignait le droit au respect de la sphère privée». Pour qu’une interdiction de la mendicité respecte la Constitution et la Convention européenne des droits de l’Homme, il faut donc qu’elle se restreigne à des périmètres précis et qu’elle soit justifiée par un intérêt public prépondérant. Le canton de Bâle-Ville s’est prêté récemment avec succès à l’exercice. Il a édicté une loi interdisant de mendier en bande organisée et de façon insistante ou agressive.

Envoyer d’autres personnes faire la. manche ou recourir à des méthodes trompeuses ou déloyales pour mendier est aussi proscrit par la loi bâloise. Un modèle qui pourrait être suivi par le canton de Berne, qui aurait ainsi la possibilité d’agir plus efficacement «contre les bandes organisées de mendiants venues de l’étranger», argumentent les motionnaires. Un avis partagé par le Gouvernement, qui estime «judicieux» de réintroduire une interdiction de la mendicité sur le plan cantonal. En particulier parce que les bases légales actuelles (qui offrent déjà la possibilité de combattre la mendicité par des biais détournés, par exemple via la loi sur les étrangers et l’intégration qui prévoit que les étrangers voulant entrer en Suisse doivent disposer des moyens financiers nécessaires à leur séjour) ne «permettent pas de couvrir tous les aspects problématiques de la mendicité», comme la traite d’êtres humains.

Reste que par deux fois (en 1995 et en 2007), le Grand Conseil a refusé de réintroduire l’interdiction de la mendicité, laissant le soin aux communes d’agir si elles le souhaitent (Bienne, Langnau ou Berne l’ont fait). Sera-t-il d’un autre avis cette fois-ci? Réponse ce printemps.

Source: CLR/Le Quotidien Jurassien

Nach der «Lex Reitschule» das Bettelverbot?

Führt der bürgerliche Kanton ein Gesetz ein, um insbesondere der linken Stadt Bern eine Praxisänderung aufzuzwingen? Zuletzt monierten Linke dies Ende November, als der Grosse Rat dem Kanton erlaubte, Gemeinden zur Kameraüberwachung von Hotspots zu zwingen. Das Gesetz sei ein Angriff auf das alternative Berner Kulturzentrum Reitschule, fand die Ratslinke – und sprach von einer «Lex Reitschule».

Nun steht der Vorwurf erneut im Raum: Der Regierungsrat stimmt der Forderung zu, ein kantonales Bettelverbot auszuarbeiten. Er beantrage dem Parlament, eine entsprechende Motion der Bieler SVP-Grossrätin Sandra Schneider anzunehmen, schreibt er in seiner Antwort, die am Montag publiziert wurde.

Zwar bestehe kantonsweit «kein gleichmässiger Handlungsdruck», heisst es darin. Die Situation sei aber «dynamisch und insgesamt wenig berechenbar». Zudem gehörten Bettelnde zunehmend «organisierten Banden» an. Mit einem Verbot könne «wirksamer gegen Bettelnde» vorgegangen werden, einheitliche Regeln im ganzen Kanton würden aber auch für die Bettelnden «die Rechtssicherheit erhöhen». Verschiedene Kantone und Gemeinden hätten in den letzten Jahren neue Bettelverbote erlassen, hält der Regierungsrat weiter fest.

Die linke Lesart

Was sich mit einem neuen Gesetz konkret verändern liesse, führt der Regierungsrat nicht aus. Stattdessen legt er dar, dass Betteln nicht einfach generell verboten werden kann: Laut bundesgerichtlicher Praxis sei «Betteln als Element der persönlichen Freiheit grundrechtlich geschützt». Verbote seien deshalb «nur zulässig, wenn sie sich unter anderem durch ein überwiegendes öffentliches Interesse rechtfertigen lassen».

In solchen Fällen stünden den Behörden bereits alle Instrumente zur Verfügung, um Bettelnde wegzuweisen, sagt die grüne Stadtberner Grossrätin Rahel Ruch. «Die Antwort des Regierungsrats ist deshalb reichlich absurd: Er legt dar, wieso kein generelles Bettelverbot verfügt werden kann – und stimmt der Forderung gleichzeitig zu.»

Ruchs Vermutung, dass die zuständige Direktion für Inneres und Justiz von SP-Regierungsrätin Evi Allemann das Ja zur SVP-Motion nur widerwillig vertritt, stützt sich auf folgende Lesart: Der bürgerlich dominierte Regierungsrat beschloss die Annahme des Vorstosses, die Justizdirektion legt mehrheitlich Gründe für eine Ablehnung dar. «Das Ja des Regierungsrats ist rein ideologisch begründet», kritisiert Ruch, «zumal eine gesetzliche Regelung der Bettelei auf kantonaler Ebene nichts verloren hat.»

Polizei verteidigt geltende Praxis

Inwiefern sich der Umgang mit Bettelnden in der Stadt Bern mit einem neuen Gesetz allenfalls ändern würde, kann Alexander Ott nicht beurteilen. Der Chef der städtischen Fremdenpolizei vertritt seit vielen Jahren den gleichen Ansatz: «Wir wollen nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern jeden Einzelfall vertieft abklären.» Bettelnde würden in Bern deshalb nicht einfach weggewiesen, sondern nach ihrer Herkunft befragt und darüber, ob sich jemand in einer Ausbeutungssituation befinde.

Weggewiesen würden Bettelnde in der Stadt Bern von der Polizei dann, wenn sie sich aufdringlich oder aggressiv verhielten. Personen mit einem EU- oder einem Efta-Pass und ohne Wohnsitz in der Schweiz verweise man zudem nach der zweiten Anhaltung des Landes, da diese die Anforderungen des Aufenthaltsrechts nicht erfüllten. «Diese Praxis erfolgt gestützt auf Bundesrecht und ist vom Bundesgericht gestützt worden», hält Ott fest.

Ob die städtische Praxis bei Vorliegen eines neuen Gesetzes verschärft werden könnte, lässt sich laut Ott erst nach Vorliegen entsprechender Regeln beurteilen – und sei ein politischer Entscheid. «Grundsätzlich kann ich sagen, dass wir von unserer heutigen Linie überzeugt sind.»

Regierung anerkennt Spannungsverhältnis

Genf musste 2021 zur Kenntnis nehmen, dass der Europäische Gerichtshof das umfassende Bettelverbot kassierte, das der Kanton einführen wollte. Vom Bundesgericht weitgehend geschützt wurde dagegen das laut Berner Regierungsrat «genau definierte und partielle Bettelverbot», das der Kanton Basel-Stadt jüngst beschloss.

An dieser Praxis werde sich auch Bern orientieren, falls der Vorstoss überwiesen werde, schreibt Regierungsrätin Allemanns Generalsekretariat auf Anfrage. Und: Der Regierungsrat sei sich bewusst, dass «ein Spannungsverhältnis zwischen Gemeindeautonomie und Bettelverbot» bestehe. «Aus sicherheitspolitischen Überlegungen» halte er ein Bettelverbot aber für angezeigt.

Text: Christoph Hämmann, Berner Zeitung

Der Staat schenkt einem nichts!

Meine Kolumne «Aus dem Grossen Rat», publiziert im Bieler Tagblatt vom 20. Dezember 2023

«Z’Bärn obe mache sie ja gliich, was sie wei.» Gerne möchte ich diesen Spruch als Stammtisch-Gepolter abtun. Doch oft stimmt er! Am 13. Februar 2022 votierten 53% der Berner Stimmberechtigten gegen eine Erhöhung der Motorfahrzeugsteuern. Es war bereits die dritte Abstimmung zu diesem Thema innerhalb weniger Jahre. Schon 2011 legte das Volk sein Veto ein. Das Resultat fiel so knapp aus, dass auf dem Rechtsweg die Wiederholung der Abstimmung erwirkt wurde. Diese fiel dann noch deutlicher aus als zuvor.

Eine klare Sache sollte man meinen. Doch im parlamentarischen Betrieb wird immer aufs Neue versucht, den noch jungen Volksentscheid gleich wieder umzustossen. In der Wintersession verlangte ein grüner Vorstoss einmal mehr höhere Motorfahrzeugsteuern. Und nur äusserst knapp – mit 73:72 Stimmen – wurde das Ansinnen verworfen. Ein Schelm, der Böses denkt!

Der Kanton Bern tut sich beim Thema Steuern generell schwer. Das ist unverständlich. Werden Steuern gesenkt, bleibt mehr Geld im Portemonnaie der Leute. Sie können sich wieder Dinge leisten, die aktuell nicht drin liegen. Unternehmen tätigen mehr Investitionen, was zusätzliche Arbeitsplätze und Lehrstellen schafft. Unter dem Strich profitiert auch der Staat wieder, weil diese Mehrinvestitionen auch wieder mehr Steuermittel generieren. Steuersenkungen zwingen den Staat zu einem haushälterischen Umgang seiner Mittel. Er muss Prioritäten setzen und seine Abläufe effizienter gestalten. Privatpersonen und KMU tun das jeden Tag. Erst recht in der heutigen Zeit, wo alles teurer wird.

Während die Nachbarkantone die Fiskalbelastung gesenkt haben, blieb Bern allzu lange in seinem behäbigen Trott gefangen. Die Milliarde aus dem Finanzausgleich (NFA) und Nationalbankgewinne kaschierten vieles. Mit letzterem ist es aktuell vorbei und auch auf den NFA sollte man sich nicht auf ewig verlassen. Solidarität ist schliesslich keine Einbahnstrasse. Nun wurde immerhin eine moderate Steuersenkung für Unternehmen ab 2024 beschlossen und für 2025 ist auch eine für natürliche Personen in Aussicht gestellt worden. Hier muss die Politik zwingend am Ball bleiben!

Ein paar Worte noch zum linken Vorwurf, Steuersenkungen seien in Wahrheit „Steuergeschenke“: Wenn ein Einbrecher Ihnen den Fernseher, Schmuck und Bargeld stiehlt, aber beim Ausräumen Ihrer Wohnung die wertvolle Uhr übersieht – hat er Ihnen diese Uhr nun geschenkt? Vergessen wir nie: Der Staat findet immer einen Bedarf für das Geld, das er bekommt. Lassen wir ihn nicht zu tief in unsere Taschen greifen! Frohe Festtage!

Deux élus UDC veulent interdire la mendicité dans le canton de Berne

Pauvreté: Le Conseil exécutif propose d’adopter une motion de la députée biennoise UDC Sandra Schneider en rappelant les bases légales existantes.

Des élus agrariens du Grand Conseil ont proposé une motion au Gouvernement. Sandra Schneider (Bienne, UDC) et Korab Rashiti (Gerolfingen, UDC) lui demandent «d’élaborer une interdiction cantonale de la mendicité au niveau de la loi et de la présenter au Grand Conseil». Les deux élus régionaux s’appuient sur un rendu du Tribunal fédéral de début avril 2023. Ce dernier estime que la loi du canton de Bâle-Ville était conforme aux droits fondamentaux. Le texte bâlois interdit notamment «de mendier en bande organisée», «d’envoyer d’autres personnes faire la manche» ou de le faire «de manière agressive, par exemple en accrochant les passantes et les passants».

Dans le canton de Berne, l’interdiction a été levée par le passé. «Il n’est aujourd’hui pas toujours clair quand et surtout où il est défendu de mendier», estiment les motionnaires. Selon eux, des bandes organisées de mendiantes et mendiants venues de l’étranger «planifient et réalisent leurs activités de manière ciblée, battent aussi le pavé dans la ville de Berne». Une adoption nuancée Dans sa réponse, le Conseil exécutif rappelle d’abord que le Canton «a abrogé l’interdiction de la mendicité sur son territoire en 1991» et que, depuis, «la possible réintroduction de celleci a occupé le monde politique à diverses reprises». Le Gouvernement relève ensuite qu’une telle mesure «n’a pas été réintroduite et c’est aux communes qu’il incombe de légiférer si elles entendent prohiber la mendicité au niveau municipal».

Il cite les exemples de la ville de Bienne ou encore Langnau, en Emmental, qui le font déjà. L’Exécutif développe: «Même s’il n’est pas nécessaire d’agir uniformément à l’échelle cantonale, force est de reconnaître que la situation, de manière générale peu prévisible, est en constante évolution et que les bases légales actuelles ne couvrent pas tous les aspects problématiques de la mendicité.» Pour légiférer sur une interdiction, il y a lieu de tenir compte de plusieurs considérations juridiques. «En 2008, le Tribunal fédéral a relevé que la mendicité constituait un volet de la liberté personnelle et que, dès lors, elle bénéficiait de la protection des droits fondamentaux. Cela implique qu’une interdiction en la matière n’est admissible que si elle se justifie notamment par un intérêt public prépondérant.

Au surplus, elle doit respecter le principe de proportionnalité», précise le Gouvernement bernois. Une jurisprudence existe déjà au niveau de la Cour européenne des droits de l’homme (CrEDH) et au Tribunal fédéral. En revanche, le Conseil exécutif propose l’adoption. Il estime qu’une interdiction permettrait en outre de «limiter les effets les plus gênants, puisque les autorités d’exécution pourraient mener une action ciblée contre les mendiantes et mendiants sur la base de prescriptions légales».

Source: Alexandre Wälti, Journal du Jura

Dauerhaften Transitplatz in Biel befürchtet

Die Bieler SVP-Grossrätin Sandra Schneider unterstellt dem Kanton, dass der provisorische Bieler Transitplatz bestehen bleibt.

Das Problem der illegalen Landbesetzungen durch Fahrende wurde vom Kanton und der Stadt Biel gelöst—mit einem provisorischen Transitplatz auf dem Bözingenfeld in Biel. Er ist vorerst für zwei Jahre bewilligt, dürfte aber noch so lange stehen, bis der eigentliche T ransitplatz in Wileroltigen fertiggestellt ist. Damit sollen illegale Landbesetzungen in der Region verhindert werden. Der Bieler Grossrätin Sandra Schneider (SVP) scheint die ganze Sache nicht geheuer. Gemeinsam mit ihrem Gerolfinger Parteikollegen Korab Rashiti stellt sie das Provisorium in Frage.

In einem parlamentarischen Vorstoss wollten die beiden Ratsmitglieder erfahren, ob der Kanton plant, das Provisorium zu einem zweiten dauerhaften Transitplatz auszuweiten. Der Kanton verneint. «Es besteht keine Planung für die Schaffung eines zweiten definitiven Transitplatzes im Kanton Bern», schreibt der Regierungsrat als Antwort. Das Provisorium diene als Übergangslösung bis zur Eröffnung des definitiven Transitzplatzesin Wileroltigen. Diese sei auf2025 angedacht.

Der provisorische Transitplatz wird von der Stadt Biel betrieben. Das Grundstück bei der Autobahnauffahrt gehört aber dem Kanton und wird von ihm finanziert. Die Kosten belaufen sich nach aktueller Kostenschätzung auf knapp 150 000 Franken, schreibt der Regierungsrat. «Die Stadt Biel betreibt den provisorischen Transitplatz kostendeckend.» Falls trotzdem ein Betriebsdefizit auftritt, würde dies durch den Kanton Bern übernommen.

Daran stören sich Sandra Schneider und Korab Rashiti. Im Vorstoss unterstellten sie dem Kanton, ein Versprechen zu brechen, das er im Vorfeld der Abstimmung zum Transitplatz in Wileroltigen gegeben habe. Nämlich dass es keinen zweiten Transitplatz geben werde. Der Kanton sieht im Transitplatz auf dem Bözingenfeld keinen Widerspruch zum Versprechen. Eben weil es nur ein Provisorium sei und kein dauerhafter Standort.

Der Kanton habe während der Abstimmung nie einen Hehl daraus gemacht, dass solche Übergangslösungen nötig seien. Nötig, um illegale Landbesetzungen durch Fahrende zu verhindern. Das käme dem Kantonsbudget letztlich zugute: «Der personelle und finanzielle Aufwand für den Kanton ist mit einem solchen Platz um ein Vielfaches tiefer», schreibt der Regierungsrat.

Quelle: Bieler Tagblatt

Keine Work-Life-Balance auf Kosten der Allgemeinheit

Meine Kolumne „Aus dem Grossen Rat“, erschienen im Bieler Tagblatt vom 1. November 2023

Die nationalen Wahlen sind vorbei und einige Grossräte werden nun als neugewählte Nationalräte ihres Amtes walten dürfen. Besonders freut mich die Wahl meiner „Noch-Kollegin“ Katja Riem, welche neu als jüngste Nationalrätin der Schweiz ins Bundeshaus einziehen wird. Ins Kantonsparlament nachrutschen wird dafür Nils Fiechter. Die junge Generation, welche sich nicht auf die Strasse kleben will, sondern wirklich etwas für das Land bewirken möchte, findet in der SVP die richtige Partei.

Sehr positiv überrascht haben mich die Ständeratskandidaten. Obwohl die Resultate sehr deutlich und mit grossem Abstand ausfielen, schaffte noch niemand die Wahl im ersten Wahlgang. Durch den Rückzug der auf den hinteren Rängen gelandeten Kandidaten konnte auf einen zweiten Wahlgang und damit auf zusätzliche Kosten und Aufwände verzichtet werden. Als Steuerzahlerin danke ich allen Kandidaten und Parteien für diesen pragmatischen Entscheid.

Weniger pragmatisch wird es in der kommenden Wintersession im Grossen Rat: Ein Vorstoss der Linken verlangt, dass die wöchentliche Arbeitszeit bei Kantonsangestellten auf 38 Stunden reduziert wird – bei gleichbleibendem Lohn versteht sich. Doch wer soll dies bezahlen? Einmal mehr die Steuerzahler, welche in der Privatwirtschaft einer 42-Stundenwoche nachgehen und damit die gestiegenen Kosten für Miete, Krankenkasse und staatliche Mehrausgaben berappen müssen. Dieser Vorstoss ist ein Paradebeispiel linker Umverteilungspolitik und gehört im Parlament ohne Wenn und Aber abgelehnt.

Ein jedes Unternehmen kann für sich selber entscheiden, ob eine Viertagewoche sinnvoll und vor allem finanziell tragbar ist. So gibt es bereits Firmen, welche sich für ein solches Modell entschieden haben. Die zusätzliche freie Zeit wird jedoch auf die vier Arbeitstage verteilt und somit vorgearbeitet.

Eine Reduktion der Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn ist für das Gros der Unternehmen nicht machbar. Es ist darum auch nicht weiter verwunderlich, dass die Motion einzig für Kantonsangestellte gelten soll. Der Regierungsrat rechnet in seiner Antwort vor, dass hierfür Mehrkosten von bis zu 140 Millionen Franken anfallen würden. Es bräuchte dabei auch mehr Personal, um fehlende Ressourcen aufzufangen. Mehr Leute in der öffentlichen Verwaltung werden letztendlich auch mehr kosten.

Statt immer mehr Gelder umzuverteilen, sollte gerade der Kanton Bern endlich seine Steuern senken. Davon hätten nicht nur Gewerbe und Unternehmen, die Jobs schaffen, etwas davon, sondern auch die Arbeitnehmer und Büezer, denen Ende Monat endlich wieder mehr Geld im Portemonnaie bleibt.

Ausgemergelte Milchkühe vs. Testimonials zur Kultur: So sieht der Bieler Tobs-Abstimmungskampf aus

Die ausgemergelte SVP-Kuh ist schon seit zwei Wochen im Ring, und nun ist auch die Pro-Kampagne fürs Tobs und die Stadtbibliothek angelaufen. Worauf die beiden Lager setzen.

Vor zwei Wochen hat die SVP ihre Kampagne gegen die Leistungsverträge mit dem Theater Orchester Biel Solothurn (Tobs) und die Stadtbibliothek lanciert, nun zieht auch das Pro-Lager nach. «Wenn wir jetzt durchstarten, kommen wir im genau richtigen Moment», sagt die Bieler Stadträtin Anna Tanner (SP) über die Lancierung einen Monat vor den Wahlen. Ihre Erklärung: Diese Woche werden die Wahlunterlagen verschickt.

Plakate werden in der Stadt keine zu sehen sein, sagt die Bieler Stadträtin, die die Kampagne überparteilich koordiniert. Weil das Budget dafür fehle, aber auch, weil Plakate zur Abstimmung über die Leistungsverträge mit dem Tobs und der Stadtbibliothek in der Flut an Plakaten für die nationalen Wahlen unterzugehen drohten.

«Stattdessen setzen wir auf Testimonials, die wir in den sozialen Medien verbreiten möchten», so Tanner. Also persönliche Botschaften, in denen Politikerinnen und Politiker von der Partei der Arbeit links aussen bis zur FDP und der PRR, aber auch Kulturschaffende erzählen, weshalb ihnen die Stadtbibliothek oder das Orchester besonders am Herzen liegt.

Allianz von PdA bis FDP

Damit würden sie auch zeigen wollen, dass die Unterstützung für die Bibliothek und das Tobs breit abgestützt sei, sagt Tanner. Roman Eggimann (FDP) schreibt auf einem der Testimonials: «Kultur ist Balsam für die Seele – tun wir uns etwas Gutes», sein frankofoner Parteikollege und Präsident der Stiftung Stadtbibliothek, Maurice Paronitti (PRR), vergleicht Kultur mit Glück, die man teilen müsse. Auch am anderen Ende des politischen Spektrums klingt es bei Pir Ché Celik (PdA) ähnlich: «Kultur schafft Brücken, keine Barrieren.»Hinter dieser koordinierten Aktion, die von links bis ins bürgerliche Lager reicht, steckt die lose organisierte überparteiliche Kulturgruppe. Auch bei den Diskussionen der Sparmassnahmen Substance 2030 hätten sie nach einem Konsens gesucht, ihn aber nicht gefunden, sagt Tanner. Für die Abstimmungen über die Leistungsverträge für das Tobs und die Stadtbibliothek hingegen sei es gelungen, die Fronten zwischen links und rechts aufzuweichen. «So konnten wir Unterstützerinnen und Unterstützer aus fast allen Lagern finden.»

Die ausgemergelte Kuh «passt»

Mit «fast allen» meinte Tanner: alle Parteien ausser der GLP, die zur Stimmfreigabe aufgerufen hat. Und der SVP, die eine Kampagne gegen die Leistungsverträge mit dem Tobs und der Stadtbibliothek fährt.Die Partei habe in den ersten zwei Wochen seit Kampagnenstart ihren Flyer an 1700 Adressen «gezielt verschickt», wie Sandra Schneider (SVP) sagt. An Sympathisanten, Mitglieder, Bekannte, daneben auch während spontaner Flyeraktionen in der Stadt.

Dabei setzt die SVP auf ein altbekanntes Sujet: eine ausgemergelte Kuh, die Milch in ein übervolles Chessi abgibt, das mit «Tobs» beschriftet ist.

«Wir verwenden das Sujet schon seit mehreren Jahren, zu jeweils verschiedenen Themen», sagt Schneider. Und sie findet: «Es passt auch diesmal sehr gut.» Es könne nicht sein, dass man trotz laufender Diskussionen um die finanzielle Sanierung der Stadt dem Tobs für vier Jahre Geld sprechen wolle. «Die Bürger sind hier die Milchkühe, die mehr Steuern werden bezahlen müssen – das kann es nicht sein.»

Im Stadtrat hätten sie damals vorgeschlagen, dass die Leistungsverträge für zwei statt für vier Jähre ausgesprochen würden. Auch hätten sie das Tobs aufgefordert, sich Gedanken zu machen, wo es sparen könnte. «Alles wurde abgelehnt und ignoriert.» Deshalb liessen sie auf Worte jetzt Taten fliessen und engagierten sich gegen die Leistungsverträge.

Beidseits verhaltener Optimismus

Noch haben die beiden Kampagnen knapp vier Wochen, um die Gunst der Bieler Stimmbevölkerung zu gewinnen. Anna Tanner gibt sich verhalten optimistisch; die überraschend klare Ablehnung des Budgets im vergangenen Herbst steckt ihr noch in den Knochen. «Die Prämien steigen, die Kaufkraft schwindet – da besteht schon eine gewisse Gefahr, dass man solche Leistungen plötzlich infrage stellen könnte.»Dennoch ist Tanner überzeugt, dass die Bielerinnen und Bieler ihre Bibliothek, die Wissen für eine breite Bevölkerung bereitstelle, ihr Orchester, das weit über Biel hinaus strahle und künstlerisches Know-how nach Biel bringe, weiterhin wollten.

Auch die SVP, die diesmal nicht auf weitere Unterstützung aus dem bürgerlichen Lager zählen kann, gibt sich verhalten optimistisch. Die Rückmeldungen zu ihrer Kampagne bestätigten, was Schneider schon lange sagt: Dass sich die Stadt einen Luxus in dieser Art nicht mehr leisten könne.

Text: Jérôme Lechot, Bieler Tagblatt

«Eine Schweiz ohne Neutralität ist ein Verlust für die Welt»

Mein Interview in der «Bieler Zeitung» und «Seeland Woche» von Ende September 2023

Sandra Schneider ist früh in die Politik eingestiegen – und dies mit viel Leidenschaft und Herzblut. Nun kandidiert sie auf der Liste 2 für die Junge SVP für den Nationalrat und möchte damit der jüngeren Generation eine Stimme in Bundesbern geben. Die bodenständige Bielerin setzt sich ein für die Direkte Demokratie, eine neutrale und unabhängige Schweiz sowie eine Migrationspolitik, die den Interessen des Landes dient. Sie kämpft gegen eine zunehmende Regulierungsdichte sowie gegen grüne Verkehrsideologie auf Kosten der Autofahrer.  

Als 18-Jährige sind Sie in die Junge SVP eingetreten und engagieren sich in zahlreichen politischen Ämtern unter anderem als Stadträtin von Biel und Grossrätin des Kantons Bern. Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt im Stadt- und Kantonsparlament gemacht? 

Sandra Schneider: Als erstes fallen natürlich die unterschiedlichen politischen Verhältnisse auf: Der Bieler Stadtrat ist rot-grün dominiert, während das Kantonsparlament bürgerlicher geprägt ist. Bemerkbar macht sich dies namentlich bei den Finanzen: Der Kanton Bern konnte dank einer griffigen Schuldenbremse seine Verschuldung in den vergangenen Jahren kontinuierlich senken. Die Stadt Biel kennt dieses Instrument nicht und hat seinen Schuldenberg im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Die Marke von einer Milliarde Franken wird bald überschritten!
Aber auch im parlamentarischen Betrieb gibt es einige Unterschiede. Auf Stufe Kanton werden alle Abstimmungen im Rat elektronisch erfasst und protokolliert. Als Bürger können Sie kontrollieren, ob «Ihr» Vertreter auch in Ihrem Sinne abstimmt. Seit Beginn der aktuellen Legislatur im Juni 2022 werden die Ratsdebatten auch per Video-Live­stream im Internet übertragen. Dies alles fehlt im Bieler Stadtrat, obwohl ich entsprechende Vorstösse schon vor Jahren eingereicht habe. Biel als «Stadt der Zukunft» hinkt hier ziemlich hinterher.

Sie politisieren schon lange. Was hat Sie dazu bewogen, respektive was fasziniert Sie an der Politik? 

Die Abwahl von Christoph Blocher aus dem Bundesrat hat mich politisiert. Bald darauf bin ich der Jungen SVP beigetreten, weil ihre Positionen meinen eigenen Standpunkten am nächsten sind. Eine aktive Rolle in der Politik zu übernehmen hat mich von Anfang an interessiert und ich hatte das Glück, im Herbst 2012 mit 21 Jahren in den Bieler Stadtrat gewählt zu werden. 2018 folgte dann der Sprung in den Grossen Rat. Mit meiner Nationalratskandidatur auf der Liste 2 der Jungen SVP möchte ich der jüngeren Generation eine Stimme geben.

Was reizt Sie, künftig auf Bundesebene mit zu wirken?

Viele wichtige Bereiche werden auf Stufe Bund geregelt. So die Aussenpolitik, die Landesverteidigung oder das Asylwesen. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben gezeigt, dass man sich in schwierigen Zeiten nicht am Ausland orientieren sollte. Die Landesversorgung mit wichtigen Gütern und die Sicherheit sind elementare Aufgaben des Staates. Dazu gehört auch die Frage, wer wir alles in die Schweiz lassen wollen – und wer nicht.

Wo würden Sie im Nationalrat Ihre politischen Prioritäten setzen? Krisen werden uns auch weiterhin begleiten. Die Armee hat in den letzten Jahren mehrmals unter Beweis gestellt, dass sie verlässlich und vielseitig einsetzbar ist und den zivilen Stellen wertvolle Unterstützung leisten kann. Mit Blick auf die zunehmend unsichere Weltlage ist darum wichtig, dass die Miliz-Armee gestärkt, Bestände erhöht und Investitionen in Mensch und Material getätigt werden. 

Sie setzten sich unter anderem für eine neutral und unabhängige Schweiz ohne EU-Beitritt ein. Wie neutral und unabhängig ist unser Land denn heute in der globalisierten Welt noch und wieso gehört die Schweiz nicht in die EU?

Die Schweiz stand schon immer in der Kritik für ihre Neutralität. Leider wird oft verwechselt: Die Bürgerinnen und Bürger können und sollen Partei ergreifen – die Rolle des Staates ist aber eine andere. Die immerwährende, bewaffnete Neutralität ist ein wichtiges Element für die Sicherheit unseres Landes. Von diesem Schutz profitieren nicht nur Schweizerinnen und Schweizer, sondern insbesondere auch Ausländer, die in unser Land gekommen sind. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Schweiz ihre Neutralität über Bord geworfen. Man wollte dem Westen gefallen. Heute wird die Schweiz von den Grossmächten nicht mehr als neutraler Staat gesehen und kann daher auch nicht mehr glaubhaft als unparteiischer Vermittler auftreten. Das zeigt: Eine Schweiz ohne Neutralität ist ein Verlust für die Welt. Die Schweiz muss endlich wieder vermehrt auf ihre Unabhängigkeit bedacht sein. Das ist keine Abschottung, wie es Linke und Grüne immer formulieren. Die Schweiz war schon immer ein weltoffenes Land, das mit allen Ländern Handel treibt. 

Ebenso ein Steckenpferd von Ihnen ist die Begrenzung der Zuwanderung. Unser Asylsystem liegt im Argen. Was läuft falsch und wer ist bei uns willkommen?

Trotz einem Zuwachs von 1,5 Millionen Menschen in den letzten zwanzig Jahren beklagt die Wirtschaft einen Fachkräftemangel. Es kommen also zu viele und die falschen Ausländer in die Schweiz. Die EU-Personenfreizügigkeit beschert der Schweiz ein Wachstum, das nur quantitativ aber nicht qualitativ ist. Der Kuchen bleibt gleich gross, wird jedoch in immer kleinere Stücke geteilt. Heute hat es ein ungelernter Rumäne einfacher, in die Schweiz zu gelangen, als ein gesuchter IT-Spezialist aus Indien. Dort sehe ich das grosse Problem: Die Migrationspolitik dient nicht mehr den Interessen des Landes. Dabei ist dieser Bereich ein Dreh- und Angelpunkt, weil er viele weitere Bereiche miteinschliesst. Die Kosten für das Soziale oder für das Gesundheitswesen explodieren nicht zuletzt deshalb, weil viele Leute von Leistungen profitieren können ohne je entsprechend ins System einzubezahlen. Das Asyl­wesen verschärft diese Problematik zusätzlich. Statt an Leib und Leben Verfolgte zu schützen, wird das Asylrecht heute als Einwanderungs-Vehikel missbraucht. So können auch Leute mit negativem Asyl-Entscheid weiterhin in der Schweiz bleiben – «dank» der allzu grosszügigen Gewährung des Status «vorläufige Aufnahme». Die Kosten dieser immer grösser werdenden Zahl tragen Bund, Kantone und Gemeinden – also die Steuerzahler. Und die Bewohner kleiner Ortschaften wie Wolfisberg oder Heiligenschwendi müssen die Unterbringung dieser illegalen Wirtschaftsmigranten erdulden.

Sie fordern zudem tiefere Steuern, Abgaben und Gebühren. Können Sie das konkretisieren, wo würden Sie Steuern & Co einsparen? 

Die Verwaltung wächst unaufhörlich und vor allem wächst sie weit schneller als die Wirtschaft. Damit steigen unweigerlich auch Ineffizienz und Leerläufe. KMU, Gewerbe und Privatpersonen merken das am eigenen Leib, wenn sie sich mit der Bürokratie auseinandersetzen müssen. Tiefere Steuern, Abgaben und Gebühren zwingen den Staat dazu, seine Mittel bedachter einzusetzen und Prioritäten zu setzen. Von Steuerentlastungen profitiert übrigens auch der Staat: Freigewordene Mittel werden investiert, es entstehen Arbeitsplätze, kurbeln den Konsum an und führen letztendlich wieder zu mehr Steuersubstrat. Wer weniger an den Staat abliefern muss, hat auch bessere Möglichkeiten zur persönlichen Vorsorge. Ich befürworte darum die Idee, AHV-Renten von den Steuern zu befreien. Wer jahrzehntelang auf diesen Lohnbestandteil verzichtet hat, soll ihn im Alter nicht mehr versteuern müssen. Es wäre auch ein Anreiz, länger im Arbeitsleben zu verbleiben. Heute wird das Erwerbseinkommen zur Rente hinzugerechnet, womit eine Person rasch in eine höhere Steuerprogression fällt. Wenn von Mehrleistung nur der Staat profitiert, liegt etwas im Argen.

Als Vorstandmitglied des Gewerbeverbandes Bieler KMU setzen Sie sich für gute Rahmenbedingungen für KMU und Gewerbe ein. Was sind die grössten Anliegen der KMU?

Die zunehmende Regulierungsdichte habe ich bereits angesprochen. Der rasche und massive Anstieg der Energiepreise stellt viele Betriebe vor grosse Herausforderungen. Hier zeigen sich vor allem die Folgen des überstürzten Ausstiegs aus der Kernenergie. Zusammen mit dem erklärten Ziel, von fossilen Energieträgern wegzukommen, stellt sich die Frage, wo und wie der zunehmende Bedarf an Strom produziert werden kann. Strommangellagen sind heute schon eine ernste Gefahr. Wind und Solar allein bringen nur begrenzte Effekte, wie das Beispiel Deutschland zeigt. Und der Ausbau der Wasserkraft wird oft von grüner Seite jahrzehntelang verhindert, siehe Projekt Grimselstaumauer-Erhöhung. Ich plädiere daher für den Bau neuer Kernkraftwerke, damit Strom auch künftig ausreichend und zu einem bezahlbaren Preis produziert werden kann.
Aus Berner Sicht ist es wichtig, dass nun endlich die Steuerbelastung für juristische Personen gesenkt wird. Der Kanton Bern ist heute in wirtschaftlichen und fiskalischen Rankings meist auf dem letzten Platz anzutreffen. Dabei verfügt Bern eine ideale Lage zwischen den Zentren Genf, Basel und Zürich und weist als zweisprachiger Kanton Vielfalt auf, die man als Wettbewerbsvorteile besser nutzen könnte. 

Als Vorstandsmitglied des Automobilclubs Schweiz ACS Sektion Bern bekämpfen Sie grüne Verkehrsideologie auf Kosten der Autofahrer. Was sind hier die grössten Missstände und was braucht es für eine wirtschaftsfreundliche Mobilität?

Der motorisierte Individualverkehr ist der wichtigste Verkehrsträger der Schweiz. Der Staat macht beim Autofahrer gerne die hohle Hand, knausert aber beim Ausbau der Infrastruktur. Stattdessen wird mit den Abgaben der «Strasse» der ÖV quersubventioniert oder das Geld landet direkt in der allgemeinen Bundeskasse. Es ist ein Lichtblick, dass der neue UVEK-Vorsteher, Bundesrat Albert Rösti, nun den gezielten Ausbau der Autobahn A1 auf sechs Spuren forciert. Wichtige Umfahrungsprojekte wie im Emmental oder Oberaargau haben von der Bevölkerung an der Urne «grünes Licht» erhalten. Diese sind nun zügig zu realisieren und die betroffenen Anwohner vom Durchgangsverkehr zu entlasten.

Insbesondere in links-regierten Städten wird das Auto als Zeichen individueller Freiheit bekämpft. Manifestiert wird dies mit Strassenschikanen, Fahrverboten, überrissen hohe Parkgebühren und der Aufhebung zahlreicher Parkplätze der Blauen Zone. Gerade letzteres erweist sich aber zunehmend als Bumerang: Einerseits fehlen Einnahmen, welche die klammen Städte dringend benötigen, andererseits schwächen sie dadurch das einheimische Gewerbe. Handwerker erreichen ihre Kunden immer schwieriger und Läden in Innenstädten kämpfen mit fehlender Kundschaft. 

Was wünschen Sie sich künftig für unser Land?

Eine sichere Zukunft in Freiheit. Es ist unsere Aufgabe, dass auch nachfolgende Generationen die Schweiz ihre Heimat nennen können. Errungenschaften wie die direkte Demokratie, unsere Traditionen oder eine gelebte Meinungsfreiheit müssen wir bewahren und weitergeben. 

Interview: Corinne Remund, Bieler Zeitung / Seeland Woche